Ein Aufsatz des Mittelschicht Weblogs über Verschwörungstheoretiker und ihre „Antimenge“
Die Gesellschaft ist wohl allgemein nicht fair, aber sie ist auch nicht fair sprachlich! Sie erfindet für bestimmte Menschen, die sie ausgrenzen möchte, Begriffe. Z.B. für die „Nymphomanin“ oder den „Lustgreis“. Einen vergleichbar populären, eindeutigen und ähnlich abwertenden Begriff für aus Lust-, nicht aus Geldinteresse entsprechend vereinigungsfreudige Jungmänner gibt es dagegen bekanntlich, jedenfalls gesellschaftsweit anerkannt, nicht. So ist das Wort „Gigolo“ eher in bestimmten und zwar passenden Szenen üblich, in denen es dann oft gleichzeitig eine eher anerkennende Note hat, erinnert es doch an die noblen Begleitservice-Schönheiten, die früher in Deutschland edle Hotels ihren wohlhabenden Kundinnen an die Hand gaben. Im angelsächsischen Sprachgebrauch dagegen, wird dieses Wort für etwas ganz Anderes gebraucht, namentlich für professionelle und kommerzielle männliche Prostituierte. Das Wort „Satyrisk“, das die griechische Mythologie für solche Männer zu bieten hätte, ist dagegen weitgehend unbekannt, selbst in der Rechtschreibprüfung meines Textverarbeitungsprogramms hier. Und Begriffe, die in Jugendkreisen für solche jungen Männer manchmal Verwendung finden, wie etwa „Stecher“ oder der Name eines bekannten Küchenwerkzeuges, verbietet sich die normale Gesellschaft seit Jahren, wohl nicht ganz zu unrecht, als Unworte, die zu verwenden, der Anstand verbietet.
Die Folge ist: Der aus Lust sich multipel vereinigende Jungmann zählt zu den Normalen, weil es keinen anerkannten Namen für ihn gibt. Denn für das, was normal ist, braucht es in der Sprache keinen besonderen Begriff.
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